03 – Sensoreinsatz im Kuhstall Digimilch
Das Interview mit Dr. Isabella Lorenzini soll ein Einstieg in das Thema „Aktivitätsmessung bei Kühen“ für alle Interessierten sein.
Das Interview mit Dr. Isabella Lorenzini soll ein Einstieg in das Thema „Aktivitätsmessung bei Kühen“ für alle Interessierten sein.
Interview mit Renè Wengelewski über die Zukunft der digitalen Landwirtschaft, Bildung und die Malthusianische Falle
Was erwartet euch in diesem Podcast? Was ist eigentlich Digital Farming?
Rund 40% des Einkommens deutscher Landwirte setzt sich aus Direktzahlungen zusammen. Die Antragsstellung ist inzwischen in jeden Bundesland digital möglich, jedoch setzten viele Länder auf eine eigene Lösung.
Wofür sind die Antragsdaten wichtig?
Die Agraranträge enthalten zudem exakte Schlaggrenzen, sogenannte Shape-Dateien. Diese ermöglichen den unkomplizierten Einstieg in eine digitale Ackerschlagkartei. Beim Import dieser Shape-Dateien in ein Farm-Management-System entfällt das einzeichnen der einzelnen Flächen per Hand.
Doch sind die Behörden auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet? Welche Bundesländer setzen auf welche Lösungen?
Fast überall wird online gearbeitet
In beinahe jedem Bundesland wird mit einer Browser-gestützten Version der Antragssoftware gearbeitet. Die einzigen Ausnahmen scheinen Hessen (Helena) und das Saarland (ASdigital) darzustellen.
Durch die Verwendung von Online-Diensten entfällt die Installation auf dem PC und es ergeben sich weniger Komplikationen aufgrund von veralteter Hardware.
Online-Dienste von Data-Experts am verbreitetsten
Die Entwicklung der Agrar-Antragssoftware wird jeweils von den Landwirtschaftsministerien der Länder vergeben. In vielen Bundesländer hat die Firma Data-Experts GmbH die Systeme entwickelt und betreut auch im Auftrag der jeweiligen Länder den technischen Support für die Antragssteller. Landwirte aus den Regionen Brandenburg-Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein-Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westphalen finden sich auf Antragsportalen wieder, welche auf dem profil-inet von Data-Experts basieren. Auch die ANDI Software in Niedersachsen verwendet teilweise Elemente dieser Software. In den restlichen Bundesländern werden eigene Lösungen für die Online-Agraranträge verwendet.
Eine Übersicht der Agrarantragssoftware der verschiedenen Bundesländer finden Sie in der nachstehenden Liste.
Fazit
Wir von agrar-digital sehen die Weiterentwicklung der Online-Agraranträge als ein positives Beispiel für die Digitalisierung von behördlichen Maßnahmen. Langfristig sollte es das Ziel sein einheitliche Schnittstellen für alle Farm-Management-Systeme zu nutzen um durch nahtlose Übergänge den Landwirten Aufwand zu ersparen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Antragssoftware in Ihrer Region? Wir freuen uns auf einen Kommentar von Ihnen!
Bundesland | Programm |
Baden-Württemberg | |
Bayern | |
Brandenburg Berlin | |
Hessen | |
Mecklenburg-Vorpommern | |
Niedersachsen Bremen | |
Nordrhein-Westphalen | |
Rheinland-Pfalz | |
Saarland | |
Sachsen | |
Sachsen-Anhalt | |
Schleswig-Holstein Hamburg | |
Thüringen |
8 von 10 Landwirten nutzen auf Ihren Betrieben digitale Technologien. In den Medien und bei den Herstellern werden zunehmend die Begriffe Precision Farming und Smart Farming als Synonyme verwendet. Doch wo genau liegt der Unterschied zwischen den Fachbegriffen?
Digital Farming
Die digitale Landwirtschaft (digital Farming) kann als Oberbegriff aller Verfahren angesehen werden, welche Elemente digitaler Technologien beinhalten. Somit findet dieser Sammelbegriff Anwendung im pflanzenbaulichen Bereich, im Tierhaltungsbereich, sowie im Management und Büroalltag von landwirtschaftlichen Betrieben.
Precision Farming
Die Präzisionslandwirtschaft (Precision Farming) ist dabei Teil der digitalen Landwirtschaft. Dieser Begriff, welcher ab 1990er Jahren auftrat, beschreibt die ortspezifische, digitale Anwendung im Agrarbereich. Precision-Farming kennzeichnet sich durch den Einsatz von folgenden Kerntechnologien:
Precision Farming selbst ist dabei ein weit gefasster Begriff. Auf der einen Seite kann dieser eine exakte uniforme Bearbeitung (Applikation) eines Schlages ohne Überlappungen oder Doppel-Applikationen bedeuten.
Im Extremfall kann dies auch eine bedarfsgerechte Anpassung der Bearbeitung innerhalb eines Schlages bedeuten (teilflächenspezifische Bewirtschaftung).
Precision Farming trifft allerdings keine eigenen Entscheidungen, sondern passt die Bearbeitung nur anhand eines vorher dem Ort zugewiesenen Parametern an, wie zum Beispiel bei variablen Düngekarten. Die Düngekarten werden vor der Befahrung des Schlags berechnet und beinhalten z.B. Informationen aus Satelittendaten, Bodenproben oder auch der Erfahrung des Betriebsleiters. Im Vergleich zu Smart Farming stellt Precision Farming eine „dumme“ Maschine dar.
Smart Farming
Der Begriff Smart Farming wurde vermehrt ab 2000er Jahren verwendet. Smart Farming (Smarte/intelligente Landwirtschaft) beinhaltet Technologien des Precision Farmings, ist allerdings in der Lage selbständig Signale aus der Umwelt zu erfassen (Kameras/NIR Sensoren), diese zu verrechnen (Computer) und die daraus abgeleiteten Entscheidungen umzusetzen (Regelung).
So passt bei der Düngeapplikation (Online-Verfahren) der Jobrechner die Düngemenge an den vom NDVI Sensor erfassten Bestandszustand selbständig an.
Wie bereits erwähnt stellt Precision Farming im Vergleich zu Smart Farming eine „dumme“ Maschine dar, während Smart Farming ein schlaues (smartes) Netzwerk aus Sensoren, Rechnern, sowie Ausführenden Regeltechniken (Servomotoren) darstellt. (Internet der Dinge, IoT, Agrar4.0)
Viele Anbieter werben mit der Erstellung von variablen Applikationskarten, was für viele Betriebe einen einfachen Einstieg in die teilflächenspezifische Bewirtschaftung darstellt. Doch was steckt hinter der Technologie, woher kommen diese Daten und welche Vor- und Nachteile haben diese Art der Applikationskarten?
Multispektralkameras können mehr Lichtwellenbereiche aufnehmen als das menschliche Auge. Besonders im nahen Infrarotbereich werden viele phänotypische Merkmale von Pflanzen sichtbar, welche dem menschlichen Auge verborgen bleiben. Um diesen Unterschieden einen einheitlichen Wert zuzuweisen wurde der NDVI entwickelt.
NDVI = Normalized Difference Vegetation Index
dt: normierte differenzierte Vegetationsindex
Zur Geschichte
In den 1970er Jahren wurde in einer Studie unter Verwendung der ersten Landsat Satelittendaten der Nasa erstmals der NDVI angewendet. Dieser diente dazu Daten von pflanzlicher Vegetation zu erkennen sowie ihren Entwicklungszustand zu beurteilen.
Die Berechnung
Daraus ergeben sich Werte von -1 bis +1, wobei negative Werte Wasserflächen bedeuten, Werte von 0 bis 0,2 vegetationsfreie Bodenflächen und ein Wert von 1 stellt den Optimalwert für Vegetationsflächen dar.
Der NDVI in der Landwirtschaft
Etwa alle 5 bis 6 Tage überfliegen die Sentinel-2-Satelliten Deutschland und zeichnen dabei mit ihren Multispektralkameras die Reflektion unserer Flächen auf.
Diese Daten stehen jedermann frei zur Verfügung, jedoch wird einiges an Rechenkapazität und ein guter Algorithmus benötigt um daraus pflanzenbaulich sinnvolle Datensätze zu erstellen. Zudem erschweren Wolkenbedeckungen einheitliche Werte.
Die Anbieter geben jedoch im Normalfall die Möglichkeit automatisch die Wolkenbilder herauszufiltern und die Daten über mehrerer Jahre zu verschneiden. Somit ergibt sich ein Datensatz, unverfälscht von untypischen Wetterbedingungen und Wolkenbedeckungen.
Die Zonierung
Im Normalfall wird anhand der NDVI Daten daraufhin der Schlag in verschiedene Zonen eingeteilt, welchen im Anschluss eine bestimmte Applikationsmenge zugewiesen wird. Daraufhin kann diese Applikationskarte in einem einheitlichen Datenformat (z.B. SHP/Shape-Dateien) exportiert werden und beispielsweise per USB-Stick auf dem Schlepperterminal importiert werden.
Die Nachteile
Jeder Anbieter dieser NDVI-Karten auf Basis von Sentinel-Daten verwendet den identischen Datensatz. Jedoch kann es durch Variation des Berechnungsalgorithmus zu unterschiedlichen Applikationskarten kommen. Zudem könnten Saatgut oder Düngemittelhersteller, welche auch Applikationskarten anbieten, dass Ziel verfolgen ihren Absatz langfristig durch ein angepasstes Berechnungsverfahren zu sichern. Des Weiteren lassen sich aufgrund der großen zeitlichen Lücken zwischen den Messungen keine Handlungsempfehlungen in Echtzeit ableiten. Auch Der Export des richtigen Dateiformats und die Übertragung auf das Schlepperterminal kann sich schwierig gestalten.
Die Vorteile
Laut befragten Landwirten ist durch teilflächenspezifische Bewirtschaftung mit einem Gewinnzuwachs von 11%, mit einem Anteil der Kostenreduktion von 7% zu rechnen. (pwc.de, 2016)
Laut der aktuellen Bitkom-Studie (April 2020) setzen 32% der befragten Landwirte bereits teilflächenspezifische Bewirtschaftung bereits ein. Weitere 42% der Landwirte planen den Einsatz solcher Technologien.
Wie sieht es auf Ihrem Betrieb aus? Welche Anbieter von Applikationskarten verwenden Sie und wie ist ihre Zufriedenheit?